Quellen und Texte zu HEYMAT, Flucht und Migration

Franziska Schubert
In Görlitz
Viel zu selten bin ich gerade in dieser Stadt, die soviel Ambivalenz offenbart, wie kaum eine andere. Cottbus zum Beispiel ist nicht ambivalent. Görlitz ist es. Ich bin hier sovielen Menschen im Herzen verbunden. Lust habe ich, mit ihnen gemeinsam weiterzugehen und Fröhliches in die Welt zu bringen.
Doch auch eine Kulisse ist diese Hauptstadt einer Region, meiner Heimatregion. Meine Heimatregion ist kein Unbezahlbarland (Anm. d. Red.: Unbezahlbarland ist ein Projekt des Landkreises Görlitz zur sogenannten „Fachkräftesicherung und Fachkräftegewinnung“). Sowas lässt sich nicht herbeischreiben. Ich habe diese Region in meiner DNA. Ihre Sehnsucht und Lust, ihre Wut und ihre Aussichtslosigkeit. Ihre Fülle und ihre Leere.
Ich lese. Kostbare Zeit und sie bringt soviele Gedanken. Diese Zeilen entführen mich aus der aktuellen politischen Realität. Sie schlagen Saiten an. Sie schlagen diese Ambivalenz an. Ich möcht‘ so gern glauben und mittun. Seit Jahren. Meine Lebenszeit und – kraft für diesen Glauben, dass es Sinn macht. Aber ich kann manchmal nicht mehr glauben. So ist das im Leben, nicht?
Görlitz, du Schöne. Oberlausitz, du Schöne. Was bist du voller Möglichkeiten. Schönheit ist nicht alles, sagte meine Oma. Und ich sage meiner Nichte: Nicht hübsch musste sein, sondern klug, lebendig. Lebendigkeit. Leben lassen.
Heimat, Du Sehnsuchtsort, du verfluchter, gesegneter, voller und sich leerender Sehnsuchtsort. Ich tanze Tango mit Dir. Schon ein ganzes Leben. Du hältst mich. Ein „immer wieder“ und doch auch ein „noch“.
Franziska Schubert ist Wirtschafts- und Sozialgeografin und als Mitglied des Sächsichen Landtags stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Angeregt zu diesem Text wurde sie durch den Gedichtband „Ach Du Neiße! Görlitz im Selbstversuch“ von Carsten Schmidt, das am 26. September 2019 unter ISBN 3750207752 bei epubli erschienen ist (kartoniert, 112 Seiten).
Erschienen auf Facebook am 26. Oktober 2019

Dunja Hayali
Haymatland
Deutschland ist längst Einwanderungsland für Zuwanderer aus allen Kulturkreisen. Doch viele Menschen fühlen sich dadurch bedroht, misstrauen Politik und Medien und machen allein Migranten für Probleme verantwortlich. Dunja Hayali, Tochter irakischer Eltern, studierte an der Deutsch Sporthochschule und ist als Moderatorin aus dem ZDF bekannt. Für ihren Einsatz für humanistische Werte und ihre Arbeit als Journalistin erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.
Ullstein Hardcover mit Schutzumschlag, 160 Seiten, erschienen am 12. Oktober 2018
ISBN-13 9783550200175
Rezension

DIE ZEIT
Die Vermächtnis-Studie: Dort sagt mit jeder Baum eine Geschichte
Tina Hildebrandt und Andreas Lebert im Gespräch mit dem Bundesinnen- und Heimatminister Horst Seehofer. Sie fragen, was für ihn Heimat ist. Seehofer gibt Einblick in seine menschliche Seite.
DIE ZEIT No. 21 vom 16. Mai 2019, Seite 65, online für Digital-Abonnenten

GÖRLITZER ANZEIGER
Neue Heimat? Vom sensiblen Umgang mit Sprache und Worten
Thomas Beier, Markersdorf bei Görlitz, geht in einem Artikel vom 19. Februar 2019 dem Begriff „Neue Heimat“, der in der Dresdner Kulturhauptstadt-Bewerbung für 2025 verwendet wird, nach und gelangt über Nazideutschland und Stefan Heym in die Görlitzer Gegenwart, in der bestimmte Kräfte an der Grenze zu Polen am liebsten wieder Kontrollen einführen möchten.

GÖRLITZER ANZEIGER
Heimat – Heymat
Tina Giesenkämper aus Münster in Westfalen ist auf www.haltepunkt-erzgebirge.de auf das Stefan-Hey-Projekt „HEYMAT – Was ist das?“ gestoßen und wurde dadurch angeregt, über ihren eigenen Heimatbegriff nachzudenken. Diesen Artikel nachlesen kann man auf www.goerlitzer-anzeiger.de vom 3. Februar 2019.
Thomas Beier hat den Beitrag kommentiert und eine Brücke von Stefan Heym in die Gegenwart geschlagen: Als die Nazis im März 1933 versuchten, Stefan Heym zu verhaften, gehörte er wohl zu jenen Schriftstellern und Journalisten, die schon vor der „Machtergreifung“ auf einer der Schwarzen Listen standen. Im Januar 2019 hat der Görlitzer AfD-Bundestagsabgeordnete Chrupalla eine „Schwarze Liste für unseriöse Pressevertreter!“ – sprich: der AfD nicht genehme, kritische Journalisten – gefordert: „Wir kündigen die Zusammenarbeit auf und verweigern in Zukunft die Weitergabe jeglicher Informationen.“

Download Arbeitsblatt „Schwarze Listen“

MINISTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT:
Stefan Heym in Schwarzenberg
Einen Oberstleutnant und einen Hauptmann schickt die Stasi im Jahr 1982 aus ihrer Zentrale in der Berliner Normannenstraße in die aus Berliner Sicht sächsische Provinz nach Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und ins erzgebirgische Schwarzenberg. Anlass waren „Maßnahmen zur Kontrolle der Aktivitäten und der Aufenthalte von Stefan Heym im Gebiet von Schwarzenberg im Zusammenhang mit seinem neuen literarischen Vorhaben“ – gemeint ist der Roman „Schwarzenberg“, Grundlage der späteren Legende von der „Freien Republik Schwarzenberg“, einem tatsächlich von den Bürgern selbstverwalteten Gebilde in der von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs bis zum 26. Juni 1945 nicht besetzten Zone. In ihren Dienstreisebericht vom 24. August 1982 sprechen die Stasileute von „weiteren offensiven Maßnahmen zur Verunsicherung von Heym“. Die im Bericht erwähnte „Abt. VIII“ diente der operativen Beobachtung und Ermittlung.
Fazit der als „Operativer Vorgang Diversant“ geführten Stasi-Aktion: „Es ist bisher jedoch nicht gelungen, beweiskräftige Informationen zu seiner Zielstellung zu erarbeiten und in sein Verbindungssystem zu Einrichtungen und Personen des NSW einzudringen.“ NSW ist übrigens das „Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet“.

Download Arbeitsblatt „Das Auge der Stasi“

GÖRLITZER ANZEIGER
Subtile Einblicke in Jüdisches Leben
Sich der Geschichte nicht zu stellen, kann viele Gründe haben. Zuweilen ist die Zeit noch nicht reif, aber fast immer sind Unsicherheit, Ignoranz, eigene Schuld oder schlichte Dummheit im Spiel. Jörg Beiers Ausstellung „Jüdische Spurensuche“ (November 2010 bis Januar 2011) in der Neuen Synagoge zu Görlitz – von den Nazis in Brand gesteckt, doch von der Feuerwehr gelöscht und so gerettet, in der „DDR“ weitgehend dem Verfall preisgegeben, inzwischen (2019) weitgehend saniert – wurde weitgehend totgeschwiegen, nur der Görlitzer Anzeiger berichtete. Die örtliche Tageszeitung hatte lediglich in einem Halbsatz erwähnt, dass eine Ausstellung stattfindet. Wer die Ausstellung besuchen wollte, stand vor verschlossener Tür – die über Fördermittel angestellte Ausstellungsbetreuerin hatte sich über fast die gesamte Ausstellungszeit krank gemeldet. Kein Hinweisschild, nichts. Unterstützung gab es nur vom Lions Club Görlitz-Zgorzelec, der einen Teil der Kosten übernahm.

Download Arbeitsblatt „Tabus in der Geschichtsschreibung“ (in Vorbereitung)

ZEIT ONLINE:
Niemand hieß sie willkommen
Ein Artikel über Griechen und Jugoslawen, die 1943 vor der deutschen Besatzung nach Syrien, Palästina und Ägypten flohen.

Download Arbeitsblatt „Auf der Flucht vor den Deutschen“

Selma:
Heimat und Migration
Migranten verlassen ihre Heimat, um ihre Lebensumstände zu verbessern. Angekommen sind sie jene, die anders sind, treffen oft auf Ablehnung. So entstehen auf ihrer Suche nach einer neuen Identität neue, zuweilen verklärende Bindungen an ihre alte Heimat, die sie doch hinter sich lassen wollten.

Download Arbeitsblatt „Exklusion – Integration – Inklusion“ (in Vorbereitung)

GÖRLITZER ANZEIGER:
Die Griechen in Görlitz
1916 wurden in Görlitz 6.500 Griechen als „Gäste der Reichsregierung für die Dauer des Krieges“ aufgenommen, 200 blieben und gründeten Familien. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen noch einmal rund 14.500 griechische Flüchtlinge in den inzwischen polnisch verwalteten Ostteil der Stadt Görlitz, das heutige Zgorzelec.

Download Arbeitsblatt „Griechen in Görlitz“ (in Vorbereitung)

GÖRLITZER ANZEIGER:
Stelen der Erinnerung eingeweiht
Wie Monik Mlynarski nach dem Todesmarsch im Konzentrationslager Buchenwald überlebte.

Download Arbeitsblatt „Im Nationalsozialismus: Wer waren die Täter, wie wurden sie dazu?“
(in Vorbereitung)

be.bra verlag:
Die vergessene Grenze
Eine deutsch-polnische Spurensuche von Oberschlesien bis zu Ostsee
Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Polen als unabhängiger Staat auf die Landkarte zurück. Schon die damalige Grenzziehung zu Deutschland war für die Menschen ein einschneidendes Ereignis.

Download Arbeitsblatt „Nationale Grenzen und ihre Folgen“ (in Vorbereitung)

Literatur zu Stefan Heym, darüber hinaus zu Heimat

Lukas Rietzschel:
Mit der Faust in die Welt schlagen
1. Auflage 2018, erschienen bei der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-550-05066-4
Wie Perspektivlosigkeit zu Heimatverlust führt und Nazis gebiert
Rezension

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Heimatkunde
30 Künstler blicken auf Deutschland
©2011 Stiftung Jüdisches Museum Berlin und Autoren
©2011 Hirmer Verlag GmbH München
ISBN 978-3-7774-5021-6

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Christian Schüle:
Heimat | Ein Phantomschmerz
Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München, 2017
ISBN: 978-3-426-27712-6

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Renate Zöller:
Was ist eigentlich Heimat? | Annäherung an ein Gefühl
1. Auflage, September 2015
© Christoph Links Verlag GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-86153-843-1

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Stefan Heym : Im Gespräch mit Dirk Sager
Ullstein Buchverlage GmbH & Co. KG, Berlin
Ullstein Buch 33255, 1999
ISBN: 3-548-33255-2

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Stefan Heym:
Offene Worte in eigener Sache 1989 – 2001
1. Auflage 2003
Wilhelm Goldmann Verlag, München
ISBN: 3-442-73080-5

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Internationale Stefan Heym Gesellschaft:
Jahresschrift 2016
www.stefan-heym-gesellschaft.de

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Aufstand der Geschichten
Festival 2. bis 10. November 2018
ASA-FF e.V., Zietenstraße 2A, 09130 Chemnitz

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Wenn mich einer fragte…
Städtische Theater Chemnitz gGmbH
Spielzeit 2018/2019
www.theater-chemnitz.de

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Stefan Heym:
Nachruf
1. Auflage, genehmigte Taschenbuch-Sonderausgabe Dezember 2011,
© 1988 by Stefan Heym
ISBN: 978-3-442-74320-9

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Ich habe mich immer eingemischt
Erinnerungen an Stefan Heym
Herausgegeben von Therese Hörnigk
1. Auflage 2013
© Verlag für Berlin-Brandenburg, Inh. André Förster
ISBN: 978-3-942476-56-0