Stefan Heym: Schriftsteller – Soldat – politischer Mensch

Heyms Warnung – aktueller denn je
1992 gehörte Stefan Heym in Berlin zu den Mitbegründern des Komitees für Gerechtigkeit. Er hoffte, dass sich daraus eine neue Partei gründen würde, denn „wenn alle anderen Parteien politisch bankrott seien, dann müsse eben eine neue geschaffen werden.“ Seine Rede bei der Gründung des Komitees gipfelte in der Warnung: „…wenn die Leute sich nicht artikulieren können, dann werden sie Häuser anzünden. Und wenn man ihnen nicht eine demokratische Lösung anbieten kann, eine linke Lösung, dann werden sie nach rechts gehen, werden wieder dem Faschismus folgen…“

Die Rede als Alterspräsident des Deutschen Bundestages
1994 eröffnet Stefan Heym als Alterspräsident den 13. Deutschen Bundestag. In den Bundestag gewählt worden war er auf Ticket der PDS, der SED-Nachfolgepartei und heutigen Linkspartei, ohne jedoch selbst Mitglied zu sein. Heym, der sich als Alterspräsident aller Abgeordneten versteht, mahnt eine Koalition der Vernunft und Solidarität zwischen West und Ost, Arm und reich und Oben und Unten an. Eine milde Rede ist es.
Das Verhalten der Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion während der Rede gegenüber Heym, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung als „Hindenburg der Linken“ eingestuft hatte, wurde wohl von Bundeskanzler Helmut Kohl (andere meinen, von Fraktionschef Wolfgang Schäuble) persönlich vorgegeben im Sinne von: Keine Reaktion, regungslose Gesichter, demonstrative Ignoranz. So kam es, dass, als sich die Abgeordneten, Bundespräsident Roman Herzog und die Ehrengäste erheben, als Heym – der als junger Mann den Ort seiner Rede, den Reichstag, hatte brennen sehen – ans Rednerpult tritt, sich die Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion weisungsgemäß als Betonköpfe, besser: Betonkörper, erweisen – sie bleiben grob unhöflich sitzen und verletzen damit eine parlamentarische Üblichkeit. Angesichts der von Altersweisheit und der Suche nach Ausgleich geprägten Rede schaffen die Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion, die nicht ihrem Gewissen folgen und damit nicht auf das reale Geschehen reagieren, sondern einer Vorgabe folgen, eine groteske Situation. Einzig Rita Süßmuth hat den Mut, nach dem Ende der Rede zu applaudieren. Nachlesen kann man die Umstände der Eröffnungrede des Alterspräsidenten auf SPIEGEL ONLINE.

Stefan Heym – die Fakten
Ausführliche Informationen über den im Jahr 1913 als Helmut Flieg in Chemnitz geborenen Stephan Heym, Kind jüdische-liberaler Eltern, der sich sein Pseudonym im Prager Exil zulegte, um seine in Deutschland verbliebene Familie zu schützen, hat die Stefan-Heym-Sammlung Chemnitz zusammengestellt. Hier findet sich eine Biografie Stefan Heyms, ein Werkverzeichnis, Gespräche und Interviews sowie eine verzeichnis von Sekundärliteratur und eine Artikelsammlung.
Anlässlich seines Todes am 16. Dezember 2001, der ihn wärend eines Erholungsaufenthalten in Ein Bokek am Toten Meer nach der Teilnahme an einem Heinrich-Heine-Kongress in Israel ereilte, hat haGalil.com (Jüdisches Leben Online) Stimmen zusammengefasst. Fünf Tage nach seinem Tod wurde Stefan Heym auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt